Hippokrates von Kos, hippokratischer Eid

Technologie und Moral:
Hippokratischer Eid für IT-Berufe?

Algorithmen steuern die Welt. Sie versprechen, das Leben sicherer und effizienter zu machen. Längst ist klar, dass digitale Technologien nicht nur ein Segen sind, sondern auch Gefahren mit sich bringen. Doch wie steht es um die Moral der Berufsspezies? Mathematiker, Informatiker und Computeringenieure sollten einen hippokratischen Eid ablegen, um die Öffentlichkeit vor den neuen Technologien zu schützen, die derzeit in Laboren und Technologiefirmen entwickelt werden. Das zumindest fordert Dr. Hannah Fry, Professorin für Mathematik am University College London. Ich bin ihrer These nachgegangen.

Mathematiker und Computeringenieure bauen Technologien, die die Zukunft der Gesellschaft gestalten. Besonders der Umgang sensibler Daten kann dabei weitreichende Auswirkungen haben. Konzepte zur Datenökonomik müssen daher wohlüberlegt implementiert werden. Doch wie steht es um die Moral in den IT-Berufen? Ist das Bewusstsein der sogenannten „Nerds“ dafür geschärft, welche Auswirkungen ihre Arbeit sowohl im positiven als auch negativen Sinne auf die Gesellschaft haben könnten? Sind sie sich ihrer Verantwortung überhaupt bewusst?

Hippokratischer Eid in Medizin und Forschung

Der Ruf nach einem hippokratischen Eid in der Forschung  ist nicht neu. Nach dem Vorbild der Mediziner sollen auch andere Wissenschaftler durch eine solche öffentliche Selbstverpflichtung an moralisches Handeln gebunden werden. Unterstützt wird diese Idee seit Jahrzehnten unter anderem von der Unesco, von zahlreichen Vertretern von Forschungsinstituten, Wissenschaftsverbänden und Ethikkomitees. Mediziner halten sich seit mehr als 2500 Jahren an den hippokratischen Eid, der als ethischer Kodex für ärztliches Handeln zwar nicht verbindlich ist, aber einen hohen Stellenwert genießt.

Durchgesetzt hat sich bis dato in der Forschung in dieser Richtung nichts. Kritiker zweifeln den Nutzen einer solchen weder kontrollierten noch durch irgendwelche Sanktionen untermauerten Selbstverpflichtung an. Zudem argumentieren sie, es sei schwer für Wissenschaftler zu schwören, nur für das Wohl der Menschheit zu arbeiten, wenn sie die Ergebnisse nicht vorhersagen könnten. Noch viel weniger könnten sie im Vorhinein wissen, was jemand anderer aus ihren Forschungsergebnissen macht.

Debatte neu entbrannt

Im Zuge der rasanten technologischen Entwicklungen im Bereich Machine Learning und Künstlicher Intelligenz nimmt die Diskussion um eine ethische Selbstverpflichtung in technischen Berufen erneut Fahrt auf. Mit Bots und gefälschten Nachrichten, die Wahlen beeinflussen sowie Algorithmen, die z.B. männliche, weiße Bewerber im Auswahlprozess eines Bewerbungsverfahrens vorziehen, erkennen wir mehr und mehr, dass datengestützte automatisierte Entscheidungssysteme für einige ungewollte gesellschaftliche Entwicklungen mitverantwortlich sind.

Geschlossene Systeme sind nicht die Realität

Allerdings ist es etwas anderes, Probleme in der realen Welt zu bedenken als in geschlossenen Systemen. Das weiß auch die 35-jährige Professorin: „Mathematiker, Computeringenieure und Physiker sind so an abstrakte Probleme gewöhnt, dass sie selten darüber nachdenken, ob die Anwendung ihrer Arbeit in der Praxis ethische Regeln verletzten könnte. Ein ethisches Versprechen dagegen, würde die Wissenschaftler verpflichten, gründlich über die mögliche Nutzung ihrer Arbeit nachzudenken und sie dazu zwingen, nur solche Ansätze zu verfolgen, die der Gesellschaft zumindest keinen Schaden zufügen, sagt Fry gegenüber The Guardian.

Hannah Fry ist Professorin für Mathematik am University College London und erforscht mithilfe mathematischer Modelle Muster menschlichen Verhaltens im städtischen Raum. Sie hat mit Verwaltungen, Polizei, Gesundheitsexperten und Supermarktketten zusammengearbeitet und an wissenschaftlichen Fernsehdokumentationen und Podcasts mitgewirkt. Die Zahl der Aufrufe ihrer TED-Talks geht in die Millionen.

So mahnt Fry, dass Forscher heute Systeme bauen, die persönliche Daten sammeln und verkaufen, menschliche Schwächen ausnutzen und Entscheidungen über Leben oder Tod treffen: „In den Technologieunternehmen dieser Welt finden wir heute meist sehr junge, sehr unerfahrene und oft weiße Männer. Sie wurden nie gebeten, darüber nachzudenken, wie sich die Lebensperspektiven anderer Menschen von ihren unterscheiden, und letztendlich sind dies die Menschen, die die Zukunft für uns alle gestalten."

Soziale und gesellschaftliche Anerkennung

Lisa Herzog, Philosophieprofessorin an der TU München und freie Autorin schreibt in ihrer ZEIT-Kolumne, dass sich derzeit gerade die IT-Berufe in den Dienst einer Logik stellen, die eher dem Kapital dient als der Gesellschaft als Ganzes. Sie sieht hier noch viel Entwicklungspotenzial: „Der erste, und wichtigste Schritt wäre, die professionelle Verantwortung von Informatikern und Softwareingenieuren anzuerkennen. Dies müsste im Selbstverständnis und vor allem auch in der Ausbildung entsprechenden Niederschlag finden, zum Beispiel durch verpflichtende Kurse über Ethik und gesellschaftliche Verantwortung in den entsprechenden Studiengängen.“ Die Sozialwissenschaftlerin kann sich die Einführung einer Art hippokratischen Eid für diese Berufe durchaus vorstellen. Sie plädiert dafür, diesen durch entsprechende Strukturen sozialer Anerkennung zu ergänzen, zum Beispiel durch Auszeichnungen für gemeinwohlorientierte IT-Lösungen.

Dieser Ansicht ist auch Thomas Matzner. Der Münchner Diplom-Informatiker und Berater für Systemanalyse beschäftigt sich seit langem mit ethischen Fragestellungen in der Informatik und hat dazu an der TU München eine Ringvorlesung gehalten. „Wir müssen die Ambivalenz digitaler Technologien anerkennen und mehr Verantwortung übernehmen“, sagt Matzner gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Aber nicht nur Informatiker seien in der Pflicht, sondern auch ihre Auftraggeber und die Nutzer. „Wir brauchen einen grundlegenden gesellschaftlichen Wandel“, sagt er und kann der Forderung nach einem Eid für technische Berufe etwas abgewinnen. „Wenn ein Elektriker einen Kunden hat, der die Isolierung nicht zahlen will, dann lehnt er den Auftrag eben ab. Genauso müssten es Informatiker machen, wenn zum Beispiel Sicherheitslücken in einer Software absehbar sind.“

Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar geht sogar noch einen Schritt weiter. Gegenüber der Wissenschaftsorganisation Helmoltz äußert er den Vorschlag, den hippokratischen Eid auch auf andere Disziplinen auszuweiten. „Ich glaube, man muss zum Beispiel dem Ingenieur, der bei einer Automobilfirma sitzt, ein Argument geben, das ihn stärkt, wenn er in eine zweifelhafte Situation gerät. Dann kann er sagen, ich habe während meines Studiums einen Eid abgelegt, deshalb stelle ich mein Know-how nicht für fragliche Entwicklungen, wie die Abgasmanipulation, zur Verfügung.“

Symbolik und öffentliche Aufmerksamkeit

Inwieweit sich tatsächlich ein hippokratischer Eid für technische Berufe einführen und umsetzen lässt, muss die Zukunft zeigen. Als Signal mit symbolischem Charakter kann ein solches Gelöbnisses aber sicher Denkweisen verändern.

Hannah Fry verleiht dem eine Stimme. Sie ist in erster Linie Wissenschaftlerin, die aber den öffentlichen Diskurs sucht. Mit ihren TED-Talks erreicht sie Millionen von Menschen. In ihrem aktuellen Buch „Hello World“ sorgt sie für Aufklärung und nimmt uns gleichzeitig die Ängste: „Noch nie waren Menschen so wichtig wie im Zeitalter der Algorithmen", so der Schlusssatz im Buch. Mit ihrem Engagement bringt sie die Debatte weiter. Sie schafft öffentliche Aufmerksamkeit, erweitert den Horizont und das Bewusstsein dafür, die Auswirkungen digitaler Technologien auf unsere Gesellschaft kritisch zu hinterfragen. Hier stehen wir alle in der Pflicht, nicht nur der Berufsstand der Computeringenieure und der „Nerds“.

Quellen: FAZ.de, ZEIT Online, The Guardian, Helmholtz.de

 

Weiterführende Links

Hannah Fry im Februar 2020 auf der OOP in München

Aktueller Hippokratischer Eid für Mediziner in Worten

 

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silhouette of virtual human on abstract technology 3d illustration , represent artificial technology.

Wie Künstliche Intelligenz uns Menschen tangiert

Künstliche Intelligenz (KI) gilt als eine Schlüsseltechnologie des 21. Jahrhunderts. Deutschland genießt in KI-Forschung international einen ausgezeichneten Ruf. Das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) in Saarbrücken ist mit über 1.000 Mitarbeitern die größte wissenschaftliche KI-Einrichtung weltweit. Auf der AI4U-Konferenz sprach ich mit Prof. Andreas Dengel, DFKI Standortleiter in Kaiserslautern, über politische Reglementierung, gesellschaftliche Verantwortung und zukünftige Einsatzgebiete, wie zum Beispiel im Klima- und Katastrophenschutz.

Herr Prof. Dengel, welcher Grundsatz gilt bei der Entwicklung von KI-Systemen?

Es ist wichtig, KI immer zum Nutzen des Menschen und der Menschheit zu entwickeln und zu verwenden. So dürfen Kampfroboter genauso wenig eigenständig über Leben und Tod entscheiden dürfen, wie Chatbots ohne Einverständnis des Menschen Gespräche aufzeichnen und auswerten dürfen. Es geht also um eine menschenzentrierte Betrachtungsweise, die ich für sehr wichtig halte. Daraus resultiert auch, dass KI als kognitive Entlastung wie als intellektueller Leistungsverstärker angesehen werden sollte, als digitaler Assistent, der unsere Fähigkeiten ergänzt oder erweitert und uns nicht gleichberechtigt ist.

 Sollte die Entwicklung von Künstlicher Intelligenz politisch reglementiert werden?

Auf jeden Fall, denn auch für KI und diejenigen, die diese verantwortlich entwickeln, gilt, dass unsere Gesetze eingehalten werden müssen. Sowohl die Chancen als auch Gefahren bedürfen einer politischen Reglementierung. Dabei sollten primär Fragen zu Menschenrechten, demokratischen Werten und ethischen Überlegungen im Mittelpunkt stehen, wie sie auch im April dieses Jahres als Teil eines Leitlinienkatalogs der EU veröffentlicht wurden. Besonders, um dem manipulativen Potenzial von KI entgegenzuwirken, brauchen wir Ethik-Leitsätze und Gesetze, bis hin zu einer erweiterten Strafverfolgung, die jedoch nicht Halt macht an den Grenzen von Deutschland oder der EU, sondern eine globale Anstrengung erfordert.

 

 „Künstliche Intelligenz sollte als digitaler Assistent gesehen werden, der unsere Fähigkeiten ergänzt oder erweitert und uns nicht gleichberechtigt ist.“

 

Was können wir tun, damit KI nicht für Zwecke eingesetzt wird, die wir ablehnen? Wie schaffen wir eine größere Transparenz darüber, wie KI entwickelt wird?

Transparenz ist ein wichtiges, vermutlich auch das offensichtlichste und eingängigste Ziel. Gleichberechtigt daneben stehen jedoch weitere Dimensionen mit großem Einfluss. Nur wenn wir alle Ebenen gleichermaßen in unseren zukünftigen Entwicklungen beachten, KI entsprechend politisch reglementieren und die relevanten Forschungsfelder vorantreiben, können wir sicherstellen, dass wir keine Systeme kreieren, welche für unerwünschte Zwecke verwendet werden. Die Leitlinien der EU fassen die wesentlichen Dimensionen zusammen, die berücksichtigt werden müssen auf dem Weg zu einer vertrauenswürdigen KI.

Können Sie die wichtigsten Leitlinien der EU kurz skizzieren?

Menschliches Handeln und Aufsicht muss Vorrang haben (1), KI Systeme müssen robust und sicher sein (2), die Privatsphäre und das Datenqualitätsmanagement muss gewährleistet sein (3), KI Systeme sollten vielfältig, nichtdiskriminierend und fair gestaltet werden (4), Gesellschaftliches und ökologisches Wohlergehen sind Ziele für die KI eingesetzt werden soll (5), Mechanismen werden geschaffen, die eine Rechenschaftspflicht für KI Systeme gewährleisten (6) sowie Transparenz (7), also die Rückverfolgbarkeit von KI Systemen, welche als siebte und letzte Dimension von der EU vorgeschlagen wird.

Wie kann eine Gesellschaft verhindern, dass KI entgegen unseren Wünschen gebaut bzw. genutzt wird?

Damit eine Gesellschaft mitreden kann, muss viel Aufklärungsarbeit geleistet werden, denn nur wer mitreden kann, ist in der Lage eine „rote Linie“ zu ziehen. Dies gilt für die Gesellschaft im Allgemeinen, wie für die politischen Entscheidungsträger im Speziellen, denn Gesetze und Anwendungskodizes machen nur dann Sinn, wenn ich ihre Wirksamkeit und Grenzen bewerten kann.

Grundsätzlich gilt aber, dass im Prinzip jede Technologie letztendlich missbraucht oder zweckentfremdet werden kann, was nicht nur für die KI gilt. Um nur zwei Beispiele zu nennen: Kreditkartenbetrug oder korrupte Finanzbuchungen – auch hier werden Technologien entgegen ihres ursprünglichen Sinnes für kriminelle Handlungen missbraucht. Das Gefahrenpotenzial einer Technologie macht sie nicht per se schlecht, man darf potenzielle negative Auswirkungen jedoch nicht ignorieren.

 

„Um dem manipulativen Potenzial von KI entgegenzuwirken, brauchen wir Ethik-Leitsätze und Gesetze bis hin zu einer erweiterten Strafverfolgung.“

 

Und wie kann man gegen die Gefahren vorgehen?

Einhalt kann man diesen möglichen Gefahren gebieten, indem man aus dem Bewusstsein über die Gefahren Schutzmechanismen entwickelt. Das bedeutet auch, dass es sich lohnt beispielsweise in die Erforschung der Erklärbarkeit von KI Systemen zu investieren, um weitere potentielle Risiken frühzeitig aufdecken zu können.

Auch meine Arbeitsgruppe am DFKI beschäftigt sich seit einigen Jahren mit den Themen Interpretierbarkeit und Erklärbarkeit, was dazu geführt hat, dass wir KI Systeme bereits heute in die Lage versetzen können, ihre Entscheidungen in natürlicher Sprache zu erklären. Das ist nur ein Beispiel für vielversprechende Entwicklungen und wichtige Schritte in Richtung Transparenz und um ein tieferes Verständnis zu generieren.

 

„Die KI bietet uns als globale Gesellschaft ein technologisches Fundament, um die vieldimensionalen Daten und ihre Zusammenhänge besser zu verstehen, Ereignisse und Entwicklungen vorherzusehen und präventive Maßnahmen rechtzeitig in die Wege zu leiten.“ Prof. Andreas Dengel, DFKI

 

Technologischer Fortschritt hält Einzug in unseren Alltag. Inwieweit werden KI-Systeme diesen in Zukunft beeinflussen?

Wenn wir uns anschauen, in wie viele Bereiche unseres täglichen Lebens KI bereits Einzug gefunden hat, können wir in etwa abschätzen, wie dieses zukünftig aussehen wird. Im Bereich Edge Computing und Anwendungen wie z. B. Smart Cities und Smart Automation kann ich mir ebenfalls deutliche Verbesserungen in absehbarer Zeit vorstellen.

 Es entsteht manchmal der Eindruck, dass KI nur entwickelt wird, um Verantwortlichkeiten auf Maschinen abzuschieben, aber nicht um echte Probleme zu lösen. Wie stehen Sie dazu?

Ich kann dem Kern Ihrer Frage nicht folgen, denn Einzelaussagen, wie etwa, dass an einem Unfall der Algorithmus schuld sei oder das Verhalten auf unzureichende Daten zurückzuführen ist, sind nicht repräsentativ für die KI. Ich billige eine Abschiebung von Verantwortlichkeit auf KI-Systeme auch nicht, denn die Algorithmen haben sich Menschen ausgedacht und Daten zum Training von KI-Systemen sind von Menschen ausgewählt.

 

„Eine verstärkte Anwendung von KI zu Klimaschutzzwecken, z. B. im Energiesektor ist denkbar, bspw. im Ressourcenmanagement oder in intelligenten Automatisierungen.“

 

Aber, und dies ist wichtig zu betonen, KI-Systeme behandeln bereits „echte Probleme“. Schon das Navigationssystem im Auto versucht allen Verkehrsteilnehmern gleichzeitig in hochkomplexen und dynamischen Verkehrsdatenräumen, die schönste, schnellste, kürzeste Route zum Ziel zu suchen. KI-Systeme, wie deepL übersetzen in Sekunden längere Texte in alle europäischen Sprachen.

KI-Systeme des DFKI werden z. B. zur Betrugserkennung oder zur automatischen Erkennung von Bildinhalten, in denen Kinder sexuell missbraucht werden, eingesetzt. Andere Systeme kommen im Bereich des Katastrophenmanagements zum Einsatz, wo Satellitenbilder z. B. bei Überflutungen analysiert werden, um Vorhersagen zu machen, wie sich die Fluten weiter ausbreiten werden und Rettungswege in welchem Zeitraum für die Einsatzkräfte noch zur Verfügung stehen. Das sind für mich schon „echte Probleme“.

D. h. KI-Systeme werden in Zukunft positive Auswirkungen auf die Gesellschaft haben. Welche sehen Sie da als realistisch an?

Meine Antwort knüpft zum Teil an Ihre vorangegangene Frage zu „echten Problemen“ an. Eine echte Herausforderung der wir uns nämlich zukünftig stellen müssen, ist der Klimawandel. Eine verstärkte Anwendung von KI zu Klimaschutzzwecken, z. B. im Energiesektor ist denkbar, bspw. im Ressourcenmanagement oder in intelligenten Automatisierungen. Positive Auswirkungen auf die Gesellschaft, die ich für realistisch halte und zukünftig sehe, liegen auch im Bereich Gesundheit, zur Unterstützung von alten, kranken oder behinderten Menschen.

Wie wird Künstliche Intelligenz in Zukunft die Arbeitswelt verändern?

Bezogen auf die Arbeitswelt sehe ich ebenfalls eine große Chance, denn durch den Einsatz von KI-Systemen können dem Menschen monotone Arbeiten und standardisierte Vorgänge abgenommen werden. Infolgedessen bleibt mehr Zeit für Aufgaben, in denen der Mensch seine im Vergleich zur Maschine anders vorhandene Problemlösungskompetenz anwenden kann.

Auch für Kreativität, kommunikative und soziale Tätigkeiten bleibt im besten Fall mehr Zeit. Wenn wir es schaffen die KI für uns einzusetzen, kann sie uns die Arbeit erleichtern und ist keinesfalls etwas, das als „Arbeitsplatzvernichter“ befürchtet werden muss. Man muss sich hier auch klarmachen, dass ein etwaiger Umbruch - so übrigens auch in allen vorangegangenen industriellen Revolutionen passiert - nicht plötzlich, sondern sukzessive erfolgt und somit auch Zeit bleibt, um z. B. in Weiterbildung, Um- oder Höherqualifizierung zu investieren.

Was werden KI-Systeme in drei Jahren besser können als heute?

Drei Jahre sind ein relativ limitierter Zeitrahmen, ich denke daher, dass man allgemein sagen kann, dass große Potentiale hin zu besseren KI-Systemen im Verständnis der Systeme liegen. Unser Ziel sollte also vornehmlich weiterhin sein, die sogenannten KI Black-Boxes „weißer zu machen“ und hier sind wir schon auf einem guten Weg.

 

„Es sich lohnt in die Erforschung der Erklärbarkeit von KI Systemen zu investieren, um weitere potenzielle Risiken frühzeitig aufdecken zu können.“

 

Und was sagen längerfristige Prognosen?

 Es gibt verschiedene Befragungen und Trendanalysen, die versuchen zu prognostizieren, welche Veränderungen in Zeiträumen von z. B. fünf oder zehn Jahren im Bereich KI voranschreiten werden. Häufig werden in solchen Studien das produzierende Gewerbe, die Industrie und auch KMU als prädestinierte Nutzer von KI identifiziert. Ein Beispiel ist die Qualitätskontrolle die mit KI assistiert werden kann und so wesentliche schneller als der Mensch ist. IBM präsentiert regelmäßig konkrete zu erwartende Technologietrends der kommenden fünf Jahre.

Auch hier finden sich Anwendungen z. B. im Ökologie- bzw. Umweltbereich in Form von intelligenten Sensoren, die Schadstoffbelastungen erkennen können oder Einsätze im Gesundheitsbereich wie Chips, die es ermöglichen Krankheiten früher zu erkennen, indem regelmäßig Körperflüssigkeiten auf Veränderungen untersucht werden. Dies könnte mit diesen Mini-Laboren sogar von zuhause aus geschehen. Ob diese speziell prognostizierten Anwendungen tatsächlich alle eintreten werden, wird man in den kommenden Jahren sehen, sicherlich werden sie aber zum Teil Einzug in unseren Alltag finden.

Was ist Ihr ganz persönliches Anliegen in Sachen Entwicklung von KI-Systemen?

Prof. Andreas Dengel, DFKI
Prof. Andreas Dengel ist Standortleiter am Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) in Kaiserslautern und wissenschaftlicher Direktor des Forschungsbereichs Smart Data & Knowledge Services am DFKI.

Es gibt viele große Probleme unserer Zeit, die die gesamte Menschheit betreffen, insbesondere die Lebensbedingungen und das Zusammenleben der kommenden Generationen. Die KI bietet uns als globale Gesellschaft ein technologisches Fundament, um die vieldimensionalen Daten und ihre Zusammenhänge besser zu verstehen, Ereignisse und Entwicklungen vorherzusehen und präventive Maßnahmen rechtzeitig in die Wege zu leiten, sei es in den Lebenswissenschaften, im Bereich der Klimaforschung oder bei gesellschaftlichen Phänomenen, die durch Social Media entstehen. Daher würde ich noch mehr kollektive Maßnahmen ganz Im Sinne der UN-Initiative „AI for good“ begrüßen.

Vielen Dank für das aufschlussreiche Gespräch, Herr Prof. Dengel!

 

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Weiterführende Links

Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz

Konferenz für Künstliche Intelligenz AI4U

 


bild von Unternehmerin Und Verkaufsprofi Judith Williams

Judith Williams:
„Bequemlichkeit ist die Eintrittskarte zur Bedeutungslosigkeit.“

Judith Williams ist ein Star des Verkaufsfernsehens, erzielt dreistellige Millionenumsätze mit ihrer Luxuskosmetiklinie und ist Investorin bei der TV-Sendung „Die Höhle der Löwen“. Als ich die Unternehmerin beim #UdZ-Regionaltreffen bei Amazon im 24. Stock des Münchener Highlight Towers treffe, kann ich mir eine Vorstellung davon machen, warum sie alles zum Verkaufsschlager macht. Das positive Lebensgefühl und die Empathie, die sie versprüht, inspiriert jeden Anwesenden im Raum. Im Interview verrät sie mir dann ihr Erfolgsrezept und wie sich Verkaufsprinzipien von Teleshopping auf den digitalen Handel übertragen lassen.

In nur einer Dekade ist die Judith Williams GmbH zur erfolgreichsten Marke im europäischen Homeshopping geworden. Wie erklärst du dir im Rückblick diesen kometenhaften Aufstieg deines Start-Ups?

Um ganz ehrlich zu sein, die wichtigsten Eigenschaften, die man als Unternehmensgründer braucht, sind Demut, Fleiß sowie der Wille, immer wieder aufzustehen und Niederlagen als Chancen zu sehen. Weil ich nicht Betriebswirtschaft studiert hatte, musste ich alles von der Pike auf lernen, aber ich glaube, auch dies war ein Grundstein für den Erfolg. Es war mein ungebändigter Wille, die Arbeitswelt positiv zu beeinflussen. Denn Bequemlichkeit ist die Eintrittskarte zur Bedeutungslosigkeit.

 

"Es ist nicht das Produkt, das du verkaufst, sondern ein Bedürfnis, das du stillst." Judith Williams

 

Bist du auf deinem Weg auch an den Punkt des Zweifelns gekommen?

Ohja, da gab es einige schlaflose Nächste. Allein wenn ich an die Kreditvergabe zur Vorfinanzierung für Wachstumsprogramme meiner Kosmetiklinie denke. Ich hatte Termine bei Banken und wusste, wenn das nicht klappt, dann steht alles auf dem Spiel. Und da hatte ich nicht nur die Verantwortung für mich selbst, sondern auch für 50 Mitarbeiter.

Vera Vaubel und Judith Williams
changelog-Autorin Vera Vaubel trifft Judith Williams zum Interview im Highlight Tower in München.

Wie bist du damit umgegangen?

Dazu vielleicht eine Vorgeschichte: In meiner persönlichen Krise, da war ich Mitte Zwanzig, als ich aufgrund der Hormonbehandlung meines Tumors meine Stimme verlor und meine Karriere als Sängerin aufgeben musste, hat mich mein Vater eines gelehrt: Kein Selbstmitleid zulassen, Demut lässt sich lernen. Nutze Krisen dazu, dich persönlich weiter zu entwickeln. Diese Erfahrung hat mir auch als Unternehmerin sehr geholfen.

Die Marke lebt von deiner Person und deiner Gabe im Fernsehen zu verkaufen, du hast deine Brand auch ins klassische Retailgeschäft gebracht. Hast du jemals darüber nachgedacht, auch digitale Verkaufskanäle zu nutzen?

Online steht definitiv auf unserer Agenda. Wir haben da einiges vor, aber leider kann ich heute dazu noch nicht mehr verraten.

Glaubst du, dass sich die Verkaufsprinzipien von Homeshopping auch auf den Online-Handel übertragen lassen? Was können Online-Shops von dir lernen?

Ich denke, es ist die Sicht der Dinge. Es ist nicht das Produkt, das du verkaufst, sondern ein Bedürfnis, das du stillst. Und jeder, der etwas verkaufen will, muss sich die Frage stellen: Wie erfüllt mein Produkt die Träume meiner Kunden? Das erreichst du mit Storytelling. Nur mit Emotionalität bleibst du relevant. Das funktioniert im Teleshopping und ich bin überzeugt auch in jedem anderen Verkaufskanal, also auch im digitalen Handel.

Was rätst du den Kandidatinnen des Start-Up Programms „Unternehmerinnen der Zukunft“, bei dem du Schirmherrin bist?

Seid mutig. Investiert in euch selbst und reflektiert. Stellt euch die Fragen "Wer bin ich?", "Wo stehe ich?", "Wo will ich hin?". Vertraut eurem Instinkt. Eure Coaches geben euch professionelle Ratschläge, aber die Entscheidung, wo euer Weg und der eures Unternehmens hinführen, die trefft ihr immer selbst. Das Erfolgsrezept liegt in jedem einzelnen von uns.

 

„Mut ist Angst in Bewegung.“ Judith Williams

 

Du bist ein Rolemodel in Sachen Vereinbarkeit von Karriere und Familie. Was muss sich deiner Meinung nach in der Gesellschaft ändern, um den Aufstieg von Frauen ins Topmanagement zu erleichtern?

Die Erwartungshaltung, dass Frauen beruflich in eine Sackgasse geraten, wenn sie eine Familie gründen, ist obsolet. Wir müssen das alte Rollenverständnis aufbrechen, und da hat jeder seinen Beitrag zu leisten. Dazu müssen in der Familie die Ehemänner genauso viel beitragen wie die Schwiegermütter. Unternehmer müssen Eltern ermöglichen, Kinder in ihre Arbeitswelt zu integrieren. Das sind jetzt nur zwei Beispiele. Es ist ein Gemeinschaftsprojekt von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Denn wir können es uns heute in Zeiten des Fachkräftemangels nicht leisten, auf Frauen in der Arbeitswelt – die ja meist gut ausgebildet und hochqualifiziert sind -  zu verzichten.

Du stehst selbst für Veränderungen ein und hast dich auf deinem Karriereweg schon oft einem Wandel unterzogen. Wie sehen deine Zukunftspläne aus?

Ich habe von so vielen Menschen gelernt und ich bin momentan an einem Punkt, wo ich mein Wissen gerne teilen und weitergeben möchte. Es ist mir eine Herzensangelegenheit, Menschen und vor allem junge Frauen zu inspirieren und in eine positive Richtung bewegen.

Vielen Dank, liebe Judith, für den offenen Dialog!

 

Weiterführende Links:

Mehr über Judith Williams

Information über das Programm Unternehmerinnen der Zukunft

 

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arseny-togulev

Tabakriese Philip Morris: Traumjob für einen digitalen Transformator

Zigarettenhersteller Philip Morris International möchte bis 2025 weltweit 40 Prozent seines Umsatzes mit risikoreduzierten Produkten erzielen. 40 Millionen Zigarettenraucher sollen von Alternativen überzeugt werden. Auf der OMR sprach ich mit CTO Michael Voegele. Auf seinem LinkedIn-Profil ist der Slogan „Designing a smoke-free future“ zu lesen. Ein heeres Ziel und ein Traumjob für einen digitalen Transformator, der Dinge bewegen will.

Michael Voegele, CTO PMI
Michael Voegele wechselte im Februar 2019 von Addidas zu Philipp Morris International

Michael Voegele arbeitete über acht Jahre bei der Sportmarke Adidas. Vor vier Monaten wechselte der Ingenieur zum Tabakriesen Philip Morris als CTO. Wie passt das zusammen? „Die Frage liegt jedem auf der Zunge“, schmunzelt er. „Das Unternehmen ist Marktführer im Bereich Zigaretten – und will in Zukunft keine Zigaretten mehr verkaufen, sondern Raucher von weniger schädlichen Alternativen überzeugen. Das ist echtes Change Management und diese Herausforderung hat mich gereizt.“

Weltweit fällt der Umsatz von Zigaretten um drei bis vier Prozent jährlich. In Deutschland hält sich der Umsatz bisher auf einem stabilen Level, obwohl die Zahl der Raucher deutlich zurückgeht. Das liegt an den steigenden Preisen und höheren Steuern für Zigaretten. Philip Morris setzt in der Transformation auf Produkte wie Iqos. Dabei handelt es sich um ein Gerät, das Tabak erhitzt und nicht verbrennt. Der Dampf, der dabei entsteht, soll weniger schädliche Stoffe enthalten als Zigarettenrauch, laut Unternehmen sogar 95 Prozent weniger als herkömmliche Zigaretten. Allerdings macht Iqos weiterhin süchtig, da nach wie vor Nikotin enthalten ist. Seit 2017 dreht sich bei Philipp Morris alles nur noch um den Iqos, das Marketingbudget für Marken wie Marlboro wurde auf Null gesetzt - obwohl der Umsatz des klassischen Zigarettengeschäfts recht stabil ist. Noch.

Wandel geprägt durch Vision

Den Grundstein für den Wandel legte CEO Andre Calantzopoulos 2016 mit seiner Vision. Er stellte sich vor die Mitarbeiter und sagte: „I hope one day we won’t sell cigarettes any more!“ Für die Mitarbeiter war das damals ein Schock, aber seither hat sich in den Köpfen viel getan. Für Voegele, der selbst erst seit kurzem an Bord ist, eine neue Erfahrung: „Man spürt den Kulturwandel standortunabhängig, das Unternehmen ist bereits mitten in der Transformation. Der Wille zur Veränderung ist da und man kann die Aufbruchsstimmung bei jedem einzelnen Mitarbeiter spüren. Denn jeder weiß: Es gibt keinen Plan B.“

Die zentrale Fragestellung bei der Transformation: Welche Alternative kann ein Tabakhersteller bieten, die das Gesundheitsrisiko von Rauchern minimiert? Michael Voegele ist angetreten, um das Unternehmen auf eine entsprechend neue technologische Plattform zu bringen, die die Vermarktung von risikominimierten Produkten wie den Iqos abbildet. Denn die Vermarktung eines elektronischen Produkts stellt ganz neue Anforderungen an interne Prozesse: Handling von Retouren, kaputte Geräte managen, Kundenservice – alles Prozesse, die das Unternehmen in den letzten zwei Jahren neu aufsetzen musste.

Holistischer Ansatz

Aber das ist nur der Anfang auf dem Weg zu einer rauchfreien Gesellschaft. Es geht um die Entwicklung neuer Produkte und Services. 400 Mediziner und Forscher arbeiten dafür im Headquarter in Lausanne. „Dabei stellt sich für uns die Kernfrage, welche gesundheitlichen und kommerziellen Benefits wir für unsere Community schaffen können. Daraus leiten wir dann Ideen für innovative Geschäftsmodelle ab.“ Voegele hält sich noch bedeckt, welche konkreten Maßnahmen in den nächsten zwölf Monaten geplant sind, verrät aber ein Beispiel: „In UK beispielsweise starten wir gerade ein Pilotprojekt. Wir haben eine spezielle Lebensversicherung für Raucher konzipiert, die zu unserem Produkt Iqos gewechselt sind.“

Voegele hat 20 Jahre Erfahrung in der IT-Industrie. Mit dieser Expertise will er nun den Technologie-Stack bei Philip Morris designen und entwickeln. „Die Transformation stellt ganz neue Anforderungen an die Supply Chain und Sales Prozesse. Nichts ist mehr so, wie es beim Vertrieb einer Zigarettenmarke einmal war. Jeden Tag fließen riesige Datenmengen an Feedback ins System und wir müssen daraus lernen, was der Kunde will.“ Dafür ist es extrem wichtig, als Unternehmen direkten Kontakt zu den Kunden zu haben – ein Umstand, der im „alten“ Philip Morris keine Rolle gespielt hat. Alte Vertriebswege wie z.B. Kooperationen mit Clubs funktionieren heute nicht mehr. In den nächsten Monaten steht bei Voegele Multichannel auf dem Plan: „Wir brauchen die digitalen Kanäle und deren Verknüpfung mit Retail Channels und den Iqos Flagship-Stores.“

Talente für den Wandel rekrutieren

Für seine Agenda muss Voegele digitale Expertise im Unternehmen aufbauen und digitale Talente rekrutieren. „Derzeit zeichnet sich der Trend ab, Standorte dort zu eröffnen, wo die Talent-Pools ausgebildet werden. In Osteuropa sind sehr gute Cyber Security Spezialisten zu finden, Spanien ist ein guter Markt für Entwickler und Programmierer, Griechenland hervorragend, wenn es um Data Scientists geht.“ Dennoch: Im „War for Talents“ kein leichtes Unterfangen für ein Unternehmen mit angekratztem Image. „Natürlich ist es einfacher für eine Sportmarke neue Leute zu gewinnen als für einen Tabakhersteller. Da ist Überzeugungsarbeit zu leisten“, so Voegele.

Im PMI Forschungs- und Entwicklungszentrum in Neuenburg bei Lausanne (CH) - eingeweiht im Jahr 2009 und auch bekannt als “the Cube“ – arbeiten über 400 Wissenschaftler und Entwickler.

Seine US-amerikanische Kollegin Marian Salzman, Kommunikationschefin bei Philip Morris, sieht er in einer Vorbildfunktion. Die PR-Pionierin kam als überzeugte Nichtraucherin zum Konzern, um an einer rauchfreien Zukunft mitzuarbeiten. Wer sich der Herausforderung einer radikalen digitalen Transformation stellen will, hat hier die Chance seines Lebens. Voegeles Wechsel von Adidas zu Philip Morris scheint der beste Beweis dafür zu sein.

 

Weiterführende Links

Studie über Digitale Transformation 2019

Recap OMR 2019

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AnAnLondree@the wearness

Fashion und Nachhaltigkeit:
"Gewinnmaximierung ist ein Auslaufmodell“

Am 4. Juni werde ich die „Female in Retail“ Masterclass zu den Themen unternehmerische Wertschöpfung und Nachhaltigkeit auf der K5 Future Retail Konferenz in Berlin hosten. Zu Gast habe ich drei Frauen aus der Fashion Branche, die für nachhaltiges unternehmerisches Handeln stehen. Im Vorfeld habe ich mich bereits mit Julia Zirpel, Gründerin des Online-Marktplatzes für ethische Luxusmode thewearness, getroffen. Sie erklärt im Interview, warum Mode uns heute nichts mehr bedeutet  und zu Wegwerfware geworden ist. Und wie sie die bisherige Wahrnehmung von ethisch einwandfreiem Luxus mit einem digitalen Marktplatz ändern möchte.

Julia Zirpel hat 2018 zusammen mit Guya Merkle, Jennifer Dixon und Karolin Delou den Marktplatz für ethische Luxusmode "the wearness" gegründet.

Liebe Julia, Luxusmode und digitaler Marktplatz, schließt sich das eigentlich nicht aus?

Egal, ob ich ein Produkt oder ein Thema habe, das ich verbreiten möchte, man benötigt dazu eine digitale Plattform. Man erreicht die Leute heutzutage vornehmlich digital – unabhängig davon, wo sie dann am Ende einkaufen. Außerdem wird Luxusmode sehr viel online geshoppt. Wichtig ist hierbei eine hochwertige Optik. The wearness ist ein kuratierter Marketplace und sieht mehr wie ein hochwertiger Online-Shop aus.

Was hat dich bewegt, ein Marktplatz für ethische Luxusmode zu gründen?

Die Bekleidungsindustrie steht im Umweltsünder-Ranking auf Platz zwei, gleich hinter der Öl-Industrie. Kollektionen wechseln so häufig wie nie zuvor und der globale Textilverbrauch hat sich seit dem Jahr 2000 verdoppelt. Mit unserem Marktplatz wollen wir das Bewusstsein für Mode verändern und auch den Look und das Image, dass nachhaltige Mode bisher hat.

 

"Ich bin davon überzeugt, dass Geschäftsmodelle,
die sich ausschließlich an Gewinnmaximierung orientieren, ein Auslaufmodell sind."

 

Erkläre doch bitte kurz das Konzept von thewearness.

Wir kuratieren Designer, Hersteller und Produkte, die sich dem Thema Nachhaltigkeit verschrieben haben. Wir erzählen deren Geschichten und inszenieren sie auf unserer Plattform. Und dann kann man die Produkte auch bei uns bestellen. Unser Konzept ist nicht nach Gewinnmaximierung, sondern nach ethischen Kriterien wie Qualität, Ökologie und faire Arbeitsprozesse ausgerichtet. Ich bin davon überzeugt, dass Geschäftsmodelle, sie sich ausschließlich an Gewinnmaximierung orientieren, ein Auslaufmodell sind. Man muss sich dafür nur die Unternehmen in Deutschland ansehen, die am Straucheln sind.

Was macht aus deiner Sicht Nachhaltigkeit in der Mode aus?

Mode muss aus meiner Sicht verantwortungsbewusst produziert sein. Dafür muss sich aber auch die Einstellung der Verbraucher ändern. Wenn ich mehr Wertschätzung vor der Mode und den Kleidungsstücken habe, dann kaufe ich ganz anders ein und werfe beispielsweise die Sachen nach dreimal Tragen nicht weg.

Wie kannst du dich in der Nische gegen Marktplatzgiganten wie Zalando oder About You behaupten?

Wir konkurrieren nicht gegen einen Marktlatz wie Zalando. Zalando verkörpert ja genau den schnelllebigen Konsum bei Mode, dem wir uns abwenden wollen. Wir sprechen Kunden an, die verantwortungsbewusst mit Mode umgehen. Die ihre Kleidungsstücke bewusst wählen, eine Beziehung dazu haben und sie wertschätzen. Mode, die ihnen selbst ein gutes Gefühl gibt.

Nach welchen Kriterien wählt ihr die Marken und Hersteller aus, die auf eure Plattform kommen?

Also zunächst achten wir sehr stark auf den Stil und das Design, das muss einfach zu uns passen. Dann schauen wir, wie ökologisch und nachhaltig die Hersteller in den Produktions- und Arbeitsprozessen aufgestellt sind. Aus meiner langjährigen Tätigkeit als Moderedakteure kenne ich die Branche ganz gut und weiß, welche Labels ich auf unserem Marktplatz haben möchte. Aber es kommen ja auch immer wieder neuen Brands auf den Markt und da prüfen wir anhand eines ausführlichen Fragebogens sehr genau, wie nachhaltig die Labels agieren. Der Hersteller verpflichtet sich vertraglich zu korrekten Angaben.

Kuratieren und Inszenieren von nachhaltiger Mode: Label hellmuth @ thewearness

Wieviele Hersteller sind bei euch auf dem Marktplatz zu finden?

Bei Start des Marktplatzes vor einem Jahr hatten wir 15 Hersteller an Bord, heute sind es schon über 70.

Welches Geschäftsmodell steckt dahinter?

Wir wollen die Einstiegsbarrieren an unserem Marktplatzmodell sehr geringhalten, von daher verlangen wir kein Set-Up Fee. Wir bekommen eine anteilige Provision an den Verkäufen von den Herstellern.

Welche Sortimente kuratiert ihr?

Wir konzentrieren Mode, Accessoires und Beauty für Männer und Frauen. Im Moment wollen wir verstärkt den Bereich Beauty ausbauen.

 

"Ich wünsche mir, dass Start-Up-Projekte, die soziale und
gesellschaftliche Aspekte vorantreiben, mehr Chancen bekommen."

 

Wie finanziert ihr euch?

Durch eine Einlage der Gründerinnen und Fördergelder. Und wir sind auf der Suche nach Investoren, die unser Thema unterstützen. Was ich wirklich bedauere ist, dass es die echten Fördermittel von Bund und Ländern fast ausschließlich in den Topf der technologischen Innovationen fließen. Das ist zwar wichtig. Aber ich würde mir wünschen, dass Start-Up-Projekte, die soziale und gesellschaftliche Aspekte vorantreiben, auch mehr Chancen bekommen.

Du warst Moderedakteurin, jetzt musst du als Gründerin eines digitalen Marktplatzes auch mit Technologiethemen auseinandersetzen. Wie kommst du damit zurecht?

Man lernt nie aus und wenn man sich damit beschäftigt, ist es auch gar nicht so schwierig. Natürlich bekommen wir Support von einem IT-Berater, aber die Standarddinge wie Produktseiten erstellen mit digitaler Contenterstellung generell hatte ich ja schon in meiner Zeit als Moderedakteurin zu tun.

Auf was muss man achten, wenn man künftig mehr Wert auf Nachhaltigkeit beim Klamottenkauf legen will? Welche Tipps hast du?

Es fängt wirklich beim eigenen Einkaufsverhalten an. Beim Kauf von Mode muss man sich immer die Frage stellen: Brauche ich das wirklich? Passt das wirklich zu mir? Hier gilt immer Qualität vor Quantität. Und natürlich auf das Material achten, Mischmaterialien sind beispielsweise schwer zu recyceln. Ganz wichtig: Unterstützt regionale Produkte, das ist ähnlich wie bei Food! Es gibt so viele kleine regionale Labels, die tolle Produkte herstellen. Gerade die kleinen Firmen und handwerklichen Betriebe setzen auf Nachhaltigkeit und das kann man mit dem Kauf derer Produkte unterstützen.

Vielen Dank für das interessante Gespräch, Julia, und ich freue mich auf das Panel in Berlin!

 

Veranstaltungstipp in eigener Sache:

Masterclass auf der K5 Future Retail Konferenz

Nachhaltige Wertschöpfung in der Fashion-Branche

am 4. Juni 2019 um 14 Uhr im Estrel Berlin

 

 

Weiterführende Links

Studie: Nachhaltigkeit in der Mode

Recycling am Limit: Altkleiderbranche erstickt im Textilmüll

Verwandte Themen auf changelog

Ethische Innovation: Werte sind das neue Bio

Digitalisierung für die Tonne: Müllvermeidung im Handel

 


Unternehmerinnen der Zukunft Dachterrasse

Förderprogramm Unternehmerinnen der Zukunft: Digital durchstarten

 Auftakt für die dritte Runde des Förderprogramms „Unternehmerinnen der Zukunft“ (UdZ): Im Fokus stehen 20 Geschäftsführerinnen und Firmen-Inhaberinnen. Ihr erklärtes Ziel: In den nächsten sechs Monaten ihr digitales Geschäft auf- oder auszubauen. Ausgewählte Coaches – allesamt erfahrene Unternehmensgründer, E-Commerce Experten, Amazon Händler oder Blogger – stehen den Frauen dabei zur Seite. Auf der Kick-Off Veranstaltung Anfang April in Berlin erklären die Initiatoren des Förderprogramms, warum es für die digitale Poleposition Deutschlands mehr Unternehmerinnen braucht.

Mit-Initiatorin Jasmin Arbabian-Vogel, Präsidentin des Verbands Deutscher Unternehmerinnen, gibt den 20 Kandidatinnen in ihrem Impulsvortrag Denkanstöße, an welchen Faktoren sich wirtschaftlicher Erfolg messen lassen müsse.  Dazu berichtet die aus Hannover stammende Unternehmerin von ihren ganz persönlichen Eindrücken der diesjährigen Hannover Messe. Sie zieht einen Vergleich zwischen den Auftaktreden von Bundeskanzlerin Angela Merkel und Schwedens Premierminister Stefan Löfven.

Jasmin Arbabian-Vogel, Präsidentin des Verbands Deutscher Unternehmerinnen VdU / Foto: Tobias Koch (www.tobiaskoch.net)

Angela Merkel führt den Erfolg der deutschen Wirtschaft auf drei Säulen zurück:

  • Investitionen der Familienunternehmen
  • Unternehmen haben Wachstum im Fokus
  • Prozessoptimierung in Unternehmen und deren Infrastruktur

Stefan Löfven beschreibt in drei Worten, was die schwedische Wirtschaft erfolgreich macht:

  • Sicherheit
  • Vertrauen
  • Zusammenarbeit

Jedes Land stehe in seinen Erfolgen für sich, so Arbabian-Vogel. Das eine agiert effizienzgesteuert, das andere werteorientiert. Sie ist jedoch der festen Überzeugung, dass die Herausforderung in Zukunft allein durch Wachstum und Investitionen nicht mehr zu bewältigen sei. Sie plädiert dafür, dass sich auch in Deutschland etwas verändern müsse, um die technologischen Veränderungen für sich zu nutzen und das rasante Tempo mitzugehen. „Wir wissen, dass sich die Arbeitswelt in den nächsten Jahren durch Technologien extrem verändern wird – wie genau können wir noch gar nicht abschätzen.“ Umso wichtiger sei es, den Aktionshorizont zu erweitern und die soziokulturellen Entwicklungen stärker in den Fokus nehmen, und zwar um Werte. Diversität sei mehr denn je gefragt, um diese Herausforderungen zu bewältigen. „Frauen müssen im Cockpit der Digitalisierung sitzen und die Wirtschaft von morgen mitgestalten“, so ihr Appell an die Kandidatinnen.

Mehr Reise als Wettbewerb

Federführend beim Förderprogramm #UdZ: Veronika Leitermann, Head of Amazon Seller Service/ Foto: Tobias Koch (www.tobiaskoch.net)

„Für die digitale Poleposition in Deutschland braucht es mehr Unternehmerinnen“, erklärt Veronika Leitermann, Head of Seller Services bei Amazon. Sie bestärkt die Teilnehmerinnen, den Spirit und die Aufbruchstimmung aufzunehmen. „Bei Unternehmerinnen der Zukunft kommen viele unterschiedliche Frauen mit spannenden Erfahrungen zusammen und tauschen sich auf Augenhöhe aus.“ Oft verhindere der Perfektionsanspruch von Frauen, über ihre Erfolge zu sprechen. Dass will sie ändern. Sie will den Kandidatinnen insbesondere Motivation und Inspiration bieten, sich persönlich als Vorbilder zu entwickeln und das Netzwerk des Programms dafür zu nutzen.

Das Programm biete die perfekten Rahmenbedingungen dafür. „Durch den Austausch mit den Coaches und Experten können die Unternehmerinnen in sechs Monaten so viel erreichen, wie sonst vielleicht in ein paar Jahren. Mithilfe von Unternehmerinnen der Zukunft wird ihr Weg ins Digitalgeschäft signifikant beschleunigt“, blickt sie voraus.

Proof-of-Concept für Unternehmerinnen der Zukunft

Wie man diese Chance für sich richtig nutzen kann, weiß Ines Spanier, Vorjahresgewinnern des Wettbewerbs. Die Agraringenieurin ist Gründerin des Unternehmen Farmtex, ein Großhandel für Planen und Folien für die Landwirtschaft. 2011 hat sie sich damit selbstständig gemacht - und hat heute sieben Mitarbeiter. Im Rahmen des Förderprogramms hat sie in den letzten zwölf Monaten für ihren Großhandel ein zweites Vertriebsstandbein aufgebaut und parallel dazu eine Eigenmarke entwickelt.

changelog-Autorin Vera Vaubel im Gespräch mit #UdZ2018-Gewinnerin Ines Spanier / Foto: Tobias Koch (www.tobiaskoch.net)

Den diesjährigen Kandidatinnen gibt sie auf den Weg: „Macht erst mal eine Bestandsaufnahme, steckt euch eure Ziele und verfolgt diese konsequent. Es wird nicht immer reibungslos verlaufen. Ihr werdet auch Rückschläge einstecken müssen!“ Fleiß und Durchhaltevermögen seien absolut erforderlich. Das Programm könne man nicht mal so nebenbei machen. Man müsse sich darauf konzentrieren. Wichtigster Impact: „Vertrau vor allem auf dich selbst“, so Spanier.

Das Programm hat ihr geholfen, wirtschaftlich wie auch persönlich einen Riesenschritt nach vorne zu kommen. Für ihr Unternehmen konnte die 52-Jährige lernen, wie man eine Grundstruktur für den Online-Vertrieb schafft. Aber vor allem in ihrer Persönlichkeit sei sie gewachsen: „Ich habe erkannt, dass ich ein Motivatorin für andere sein kann. Das gibt mir ein gutes Gefühl. Und außerdem habe ich gelernt, dass man auch in meinem Alter durchaus in der Lage ist, etwas Zeitgemäßes auf die Beine zu stellen.“

 

Weiterführende Links:

Die Kandidatinnen des Förderprogramms #UdZ2019

Erfolgsgeschichte Ines Spanier in der Mitteldeutschen Zeitung

 

 

 


Tijen-Onaran-und-Dorothee-Baer

Dorothee Bär und Tijen Onaran im Gespräch:
Wie ist es um Deutschlands Digitalkompetenz bestellt?

Auf dem Kick-off für das Förderprogramm „Unternehmerinnen der Zukunft“ letzte Woche in Berlin treffe ich mich mit zwei Frauen, die für Digitales brennen. Netzwerk-Queen Tijen Onaran, Gründerin der Global Digital Women und Deutschlands Digitalbotschafterin Dorothee Bär, Staatsministerien für Digitales im Bundeskanzleramt. Im Interview spreche ich mit den beiden über die Digitalkompetenz junger Menschen und wie wir sie darin für die Zukunft fit machen können. Eines wird mir bei dem Gespräch bewusst: Man muss sich frei machen von Bedenkenträgern und zum Gestalter werden. Jede(r) einzelne unter uns.

Die Digital Natives kommen nach und nach als Fachkräfte auf den Arbeitsmarkt. Ist ihnen Digitalkompetenz quasi angeboren?

Dorothee Bär: Also das kann ich so nicht bestätigen. In Gesprächen vor allem mit jungen Menschen aus der Generation Z fällt mir immer wieder auf, dass sie hohe Forderungen stellen, mir fällt da das Stichwort Work-Life-Balance ein, aber nicht bereit sind, sich mit neuen Dingen auseinanderzusetzen. Sie konsumieren digital, das ist bei vielen aber auch schon alles. Man spürt eine gewisse Sattheit.

Tijen Onaran: Digital affin ist nicht dasselbe wie digital kompetent. Die digitale Welt ist mehr als das Smartphone zu benutzen. Ich muss schon verstehen, welche Algorithmen dahinter stehen, ich muss kritisch hinterfragen was hinter Search, Voice, Social Media und Online-Shopping steckt und den Gesamtkontext verstehen. Und das muss man eigentlich schon von Kind auf lernen.

Stichwort Bildung und Digitalkompetenz.  Bildung liegt in staatlicher Hand und es ist offensichtlich, dass der klassische deutsche Bildungsweg noch lange nicht die Entwicklung digitaler Kompetenzen abdecken wird.

Dorothee Bär: In Sachen digitaler Bildungspolitik ist der Föderalismus ein Totengräber und scheitert an drei großen „B“s: Bremser, Bedenkenträgertum und Befindlichkeiten. Wir diskutieren bei der digitalen Bildungspolitik tatsächlich nicht um das „Wie?“ sondern immer noch um das „Ob!“. Für mich ist das kaum zu ertragen, aber ich muss mit den Rahmenbedingungen arbeiten, die gegeben sind.

Immerhin, der Digitalpakt ist durch …

Dorothee Bär: Der Digitalpakt ist ein Anfang, wenn auch nur ein kleiner. Auf Landesebene gibt es verschiedene Initiativen sowohl inhaltlich für digitale Lernkonzepte als auch technisch für die digitale Infrastruktur, die ich mit vollem Engagement unterstütze. Das ist aber momentan ein kompletter Flickenteppich. Aber ganz ehrlich: Man muss ja irgendwo anfangen! Wenn man digitale Projekte aufsetzen wollen würde, die flächendeckend in Schulen in ganz Deutschland umgesetzt werden sollten, könnten wir noch Jahre warten, bis etwas passiert.

Was würden Sie Eltern raten, was sie ihren Kindern mitgeben können, um diese Digitalkompetenz außerhalb der Schule zu erlernen?

Dorothee Bär: Ich muss mich manchmal wundern, dass es gerade die Eltern sind, die Einführung digitaler Inhalte und Technologien an Schulen verhindern wollen, vor allem die Bildungsbürger. Nur ein Beispiel: Ich habe vor kurzem eine Zuschrift eines besorgten Vaters  bekommen, der sich beklagte, WLAN in Schulen sei das neue Asbest.

Tijen Onaran: Jeder versteht unter Digitalkompetenz etwas anderes – die einen meinen eher IT und Programmieren, die anderen New Work, die nächsten Social Media. Fakt ist, digitale Tools sind nur Mittel zum Zweck. Man muss den Teenagern den Mut und die Unterstützung geben, sich eigene Standards zu setzen und den Raum für digitale Erlebbarkeit schaffen. Es gibt so viele Möglichkeiten, gerade durch digitale Vernetzung. Mentoring, Coaching, neue Berufsbilder. Dafür müssen Eltern ihre Kinder schon im Teenager-Alter sensibilisieren.

 

v.l.: Tijen Onaran, Vera Vaubel und Dorothee Bär im Gespräch beim #UdZ Kick-Off in Berlin. / Foto: Tobias Koch (www.tobiaskoch.net)

 

Wie sieht es in den Behörden und in der Politik in Sachen Digitalkompetenz aus?

Dorothee Bär: Das kommt immer auf die individuellen Personen an. Da gibt es Licht, aber auch noch viel zu viel Schatten. Momentan ist es so, dass manchmal Kollegen auch mit der Bitte an mich herantreten, Inhalte über mein digitales Netzwerk zu kommunizieren, weil ich einfach die Reichweite damit habe.

 

„Ich habe manchmal das Gefühl, auf Twitter sind nur Politiker, Journalisten und Psychopathen unterwegs. Das ist aber für mich kein Grund, mein Account abzustellen, wie manch anderer Kollegen das getan hat. Eher im Gegenteil!“ Dorothee Bär

 

Sie haben mittlerweile auf Instagram über 25.000 Follower…

Dorothee Bär: Ja, ich glaube für eine Politikerin ist das schon ganz ordentlich, ansonsten natürlich sehr gering. Ich habe mir die Frage gestellt, wie schafft man es, Politik in Bildern darzustellen? Das ist nicht einfach. Ich habe mir die Reichweite auf Instagram mühsam aufgebaut – das war zeitintensiv, bis ich die ersten 1000 Follower zusammen hatte. Aber das gehört auch zur Digitalkompetenz: Man hat nicht mal eben eine Followerschaft, das hat viel mit Inhalten und Botschaften zu tun, mit Authentizität.

Durch Social Media entwickeln wir uns immer mehr in Richtung Netzwerkgesellschaft. Tijen, die Global Digital Women sind das beste Beispiel dafür. Welche Vorteile bringt einem das digitale Netzwerk?

Tijen Onaran: Ganz klar, man kann sich mit anderen Talenten zunächst digital vernetzen, und in Kontakt treten. Ein ganz wichtiger Punkt: Dein Netzwerk ist nur so gut, wie unterschiedlich die Talente darin sind. Ich kann durch digitale Kanäle auf meine Leistung und meine Kompetenzen aufmerksam machen, ohne dass ich von Vorgesetzten abhängig bin.

 

„Digitale Netzwerke sind nicht nur dafür da, um über Erfolge zu sprechen. Es geht um Wissenstransfer. Es darf auch um Rat gefragt werden.“ Tijen Onaran

 

Welche Skills muss man haben, um eine Rolle in dem Netzwerk zu spielen?

Tijen Onaran: Es geht nicht darum, eine Rolle zu spielen. Es geht darum seine eigene Geschichte zu erzählen. Sich sichtbar zu machen und nahbar zu sein. Authentisch sein.

Dorothee Bär: Das kann ich nur unterschreiben. Ich habe viel Erfahrung sowohl mit Shitstorms als auch mit Stereotypen. Aber seitdem ich für mich definiert habe, wer ich bin und wofür ich stehe, kann ich diesem Schubladendenken entkommen. Das prallt an mir ab.

In der Presse werden Sie oft als Botschafterin für Deutschlands Digitalisierung bezeichnet. Versteht das der Otto Normalverbraucher?

Dorothee Bär: Die Digitalisierung ist bei vielen Bürgerinnen und Bürgern oft noch negativ konnotiert. Eine große Skepsis und Ängstlichkeit ergibt sich daraus, dass die Digitalisierung als ein abstraktes Gebilde wahrgenommen wird, das viele Leute noch nicht greifen können und sich dadurch bedroht fühlen. Auf Veranstaltungen kommen Leute auf mich zu und fragen mich: „Frau Bär was ist die Digitalisierung überhaupt und was bedeutet sie für mich?“ Da bedarf es noch viel Aufklärungsarbeit. Den Leuten ist es wichtig, dass es dafür Ansprechpartner gibt. Daneben habe ich im Bundeskanzleramt natürlich noch andere wichtige Rollen, die viel Koordinierung der Digitalpolitik auf den unterschiedlichen Ebenen bedeuten und teilweise sehr operativ sind.

Tijen Onaran: Ich habe selbst lange in der Politik gearbeitet um sagen zu können, dass ich wirklich stolz bin, dass wir endlich in der deutschen politischen Landschaft eine Digitalbotschafterin wie Doro Bär haben. Sie verbreitet den Optimums und die Aufbruchsstimmung, die wir dringend nötig haben. Man muss bei den Menschen erst mal das Mindset und die Awareness schaffen, um die Digitalisierung in Deutschland zu gestalten. Und da ist sie genau die richtige Person.

 Vielen Dank für das Gespräch, ihr beiden!

Weiterführende Links

Förderprogramm Unternehmerinnen der Zukunft

Netzwerk Global Digital Women

 

 


Antenne Bayern CDO Sven Rühlicke

Antenne Bayern CDO Sven Rühlicke: „Man muss den Mut haben, sich selbst zu kannibalisieren, sonst tun es andere!“

Sven Rühlicke ist Digitalchef von Antenne Bayern. Sein Karriereweg dorthin führt ihn über die Vermarkterschiene. Im Jahr 2002 habe ich Sven als Nachfolger im Sales Team von Antenne Bayern eingearbeitet, als ich mich zum ersten Mal in den Mutterschutz verabschiedete (damals gab es noch keine Elternzeit!). 2014 steigt er zum Geschäftsführer der Vermarktungsgesellschaft SpotCom auf, die er zu einem der führenden nationalen Webradio-Vermarkter ausbaut und wesentlich dazu beiträgt, den Online-Audio-Markt in Deutschland zu entwickeln. Die Wiedersehensfreude ist groß, vor allem, weil wir uns über das gemeinsame Leidenschaftsthema digitale Transformation unterhalten können. Sven ist einerseits ein Stratege, er denkt auf der Metaebene, andererseits ein Macher, der Dinge gerne zügig auf die Straße bringt. In einem sehr intensiven Hintergrundgespräch gibt er Einblicke, wie ein regionaler Privatsender sich digital transformiert.

Radio erlebt ja eine Art Renaissance, die Auswahl für Hörbegeisterte ist riesig. Wie erlebt ihr das als Privatsender, die ihr eine 30-Jährige Unternehmenstradition habt?

Wir beobachten schon seit Jahren, dass die Audio Nutzung wächst. Die Leute sind gesättigt vom Bildschirm. Der Trend geht zum Audio-Konsum, das belegen Studien. Davon profitiert auch das klassische Radio, quasi als ständiger Begleiter durch den Tag. Im Gegensatz zu TV läuft Radio daher sowohl wirtschaftlich als auch von der Reichweite immer noch sehr gut.

Also gäbe es eigentlich gar keinen Grund für einen Chief Digital Officer bei Antenne Bayern?

Radio ist ein lineares Produkt und rein werbefinanziert. Antenne Bayern ist allein schon von der Marke regional limitiert und stößt an ihre Grenzen. Von der technischen Reichweite mal ganz abgesehen. Wenn wir die Entwicklungen im Audio-Bereich der letzten Jahre mal beim Namen nennen: Musik-Streaming, Podcast, User Generated Radio und auf der Device-Seite mit Smartphone und Smartspeaker, dann wird schnell klar, dass mit steigender IP-Verbreitung 'Weitermachen wie bisher' keine Option ist.

Was sind eure Pläne in Sachen Digitalisierung?

Wir müssen Teilmärkte definieren, die durch die Digitalisierung entstehen und entscheiden, welche wir in frühem Stadium besetzen können und welche Geschäftsmodelle sich daraus für uns entwickeln. Und ja, natürlich bedeutet das, dass man zunächst investieren muss. Ein Beispiel dafür ist unser „Song-Duell“, die Voice-App für In-car Entertainment, die wir in Kooperation mit Amazon im Februar gelauncht haben. Damit werden wir anfangs sicherlich keinen Massenmarkt erreichen.

 

"Es geht darum, bei den neuesten technologischen Entwicklungen mit dabei zu sein und Felder zu besetzen."

 

Gibt es schon Learnings aus der Entwicklungsphase der Voice-App bzw. der Zusammenarbeit mit Amazon?

Ja, ein ziemlich positives. Uns wurde bewusst, dass wir als Radiomacher und Sender wirklich ein absoluter Kompetenzträger in Sachen User Experience Design für Audio Formate sind. Die gilt es mit den Technologien zusammen zu bringen, einen frühen Markteintritt sicherzustellen und dann haben wir auch eine Chance, weiterhin ganz vorne mitzuspielen.

Letzte Woche folgte der nächste Paukenschlag. Ihr habt das Podcast Netzwerk lautgut gelauncht, warum eine neue Marke?

Auch dieser Schritt gehört neben der Beteiligung an laut.fm zur Digitalstrategie. Wir wollen den Teilmarkt Audio-on-demand mit Premium-Content bedienen. Bewusst unter einer neuen Brand, um neue nationale Zielgruppen zu erschließen. Das bedeutet im ersten Schritt: Aufbauarbeit und Investitionen. Aber mit unserer bestehenden Infrastruktur können wir zu Anfang ganz gut kostendeckend arbeiten. Welches Geschäftsmodell sich daraus entwickeln wird, wird sich zeigen. Ich habe mit Gimlet-Gründer Matthew Lieber dazu auf meiner USA-Reise vor zwei Wochen gesprochen, der mit seinem US-Podcast-Label gezeigt hat, dass es sich lohnt, hier zu investieren und vor allem durchzuhalten! Premium Content ist der Schlüssel für Podcast, das sehen wir beide so.

Voice & Podcast US-Business-Trip im Februar 2019, v.l.: Antenne Bayern Manager Ruben Schulze-Fröhlich und Sven Rühlicke bei Gimlet-Gründer Matt Lieber

Seid ihr damit auf dem Weg, euch als Radiosender digital zu transformieren?

Digitale Transformation ist für uns nicht auf die Veränderung in der Digitalen Performance beschränkt. Es geht dabei nicht nur darum, digitale Kanäle wie einen Live-Stream oder einen Facebook Kanal zu bespielen. Das ist State of the Art und das können wir auch schon ganz gut. Nein, es geht um einen Change Prozess, der in der jetzigen Phase des Reifegrads enorme Anstrengung kostet. Und wenn man ehrlich ist, der nie zu Ende sein wird.

In welcher Phase befindet ihr euch in diesem Prozess?

Ich würde sagen, dass wir gerade an einer Schwelle sind, die echte Transformation anzugehen. Dafür schaffen wir die Voraussetzungen, ich nenne es mal „Digital Readiness“. Und die betrifft eher strukturelle Themen wie Organisation, Prozesse, Leadership und Unternehmenskultur. Das ist viel schwieriger, weil schlechter greifbar. Und das ist auch kein Projekt von sechs oder zwölf Monaten, sondern ist eine echter Veränderungsprozess.

Wie organisiert ihr das innerhalb der Unternehmensgruppe?

Uns ist es wichtig, dass wir mit der Transformation die Chancen sehen und den Changeprozess positiv angehen. Mit Objectives and Key Results (OKR) haben wir eine neue Führungsmethode eingeführt, die noch mehr Transparenz schafft. Und wir reden nicht den ganzen Tag von digitaler Disruption und geraten in Schockstarre vor dem was da kommt, sondern wir haben mit digitalen Innovationsthemen Geschäftsfelder definiert, die wir angehen. Um auch hier integrativ vorzugehen wurde mit Business Development ein hybride Abteilung aufgebaut, die sich aus Kompetenzträgern aus den verschiedensten Bereichen zusammensetzt, IT, Programm, Kommunikation etc.

Auf welche Grenzen seid ihr bisher gestoßen?

Bei den ganzen Neuerungen im digitalen Bereich besteht das große Risiko, sich zu verzetteln. Es tun sich ja so viele Möglichkeiten auf. Daher bin ich der festen Überzeugung, dass es noch nie so wichtig war, eine klare Vision vor Augen zu haben und diese mit einer ganzheitlichen Strategie zu untermauern. Und von diesem Weg sich nicht abbringen lassen. Das heißt nicht, dass es keine Rückschläge geben wird.

 

"Man muss die Ziele konsequent verfolgen und mit fokussierten Projekten auf die Straße bringen."

 

Und wie lautet die Vision für Antenne Bayern?

Wir wollen das Audio-Entertainment-Haus im deutschsprachigen Raum werden.

Das klingt erst mal abstrakt. Kannst du eine konkrete Maßnahme nennen, die euch auf diesen Weg bringt?

Neben weiterem Content-Aufbau wie z.B. dem eigenen Podcastlabel, haben wir bereits in den letzten zwei Jahren eine ganzheitliche Dateninfrastruktur geschaffen, die uns in Zukunft ermöglicht, datenbasiert und personalisiert zu agieren. Ziel ist es, die Infrastruktur und Logistik zu schaffen, die uns maximale Flexibilität in der Versorgung und Ausspielung von Audio Content ermöglicht. Keiner weiß, was in fünf bis zehn Jahren an Technologien zur Verfügung steht. Fakt ist nur, dass es datenbasiert sein wird. Dafür müssen wir uns rüsten.

Du bist ja sicherlich innerhalb der Unternehmensgruppe nicht immer auf offene Ohren gestoßen mit deinen Digitalisierungsplänen?

Die größte Hürde ist eigentlich, wenn das klassische Geschäft erfolgreich läuft. Wenn der Handlungsdruck nicht groß genug ist. Denn dann muss man sich die Frage stellen, wie disruptiv gehe ich eigentlich mit meinem Kerngeschäft um? Das Risiko besteht durchaus, dass man auf dem Ast sägt, auf dem man sitzt – um es mal bildlich zu beschreiben.

Und wie gehst du persönlich damit um?

Man braucht Durchhaltevermögen und Standhaftigkeit, um konsequent seine Strategie zu fahren. Und Mut gehört dazu, sich selbst zu kannibalisieren. Ich gehe diesen Weg einfach, weil ich davon überzeugt bin, das Richtige zu tun.

Wie bindest du dabei die Mitarbeiter ein?

Wichtig ist, eine positive Dynamik zu erzeugen, d.h. für mich, die Mitarbeiter*innen mitzunehmen. Ihnen Chancen, Gestaltungs- und Handlungsspielräume aufzeigen. Wir bieten in Schulungen und Workshops persönliche und fachliche Weiterentwicklungsmöglichkeiten. Das ist ein Angebot, was man annehmen kann oder auch nicht.

Ist es besonders schwierig, die langjährigen Mitarbeiter bzw. die aus der älteren Generation auf diesem Weg mitzunehmen?

Interessant, dass du das fragst. Meine Erfahrung ist, die Altersklischees stimmen nicht. Es gibt Mitarbeiter aus der Generation 50+, die sich total begeistern lassen und dann die unter 30-Jährigen, die nicht zum Umdenken zu bewegen sind – ich habe alles schon erlebt.

Du hast vorhin deine Voice & Podcast Reise angesprochen, hast dort einige Unternehmer aus der Szene, u.a. Gimlet und New York Times getroffen. Was konntest du mitnehmen?

Vor fünf Jahren haben deutsche Unternehmen noch Pilgerfahrten ins Silicon Valley unternommen, um den großen, ja fast unnahbaren Vorreitern zu lauschen. Heute ist das eine Begegnung auf Augenhöhe, wie ich finde. Klar, in den USA sind sie uns immer noch 2-3 Jahre in den Entwicklungen voraus, aber sie stecken genauso in den operativen Umsetzungsthemen wie wir. Von daher muss ich sagen, war der fachliche Austausch wirklich sehr konstruktiv und positiv.

Findest du diesen Austausch auch hier in Deutschland?

Ja, klar! Ich habe mich dem CDO Executive Circle angeschlossen, da sind Traditionsunternehmen wie BMW oder Deutsche Telekom vertreten, aber auch Hidden Champions, die in ihren Nischen zwar teils zur Weltspitze gehören, sich aber trotzdem transformieren müssen. Andere Branchen stehen vor denselben Herausforderungen, vor allem was die Veränderung zu strukturellen Themen wie Organisation, Prozesse und Unternehmenskultur betrifft. Da finden sich oft Parallelwelten.

Vielen Dank, lieber Sven, für die Insights!

Weiterführende Links:

Führungsmethode OKR

Premium-Podcast-Netzwerk lautgut

CDO Executive Circle


Audio book concept

Wissenswertes auf die Ohren:
Übersicht deutschsprachiger E-Commerce Podcasts

Alle sprechen vom Podcast-Boom. Von der Renaissance des Audio-Formats. On-demand, immer verfügbar, leicht konsumierbar in Alltagssituationen. Im E-Commerce haben sich schon vor Jahren Podcasts etabliert, allen voran der Exchanges und Kassenzone Podcast. Aber auch in der Nische ist viel Musik. Immer mehr Branchenexperten nutzen die Gelegenheit und untermauern ihre Authentizität und Glaubwürdigkeit nun auch mit ihrer eigenen Stimme. Was können E-Commerce Podcasts vermitteln: Wirklich Wissenswertes oder eher Fachsimpelei? Macht euch selbst ein Bild. Wir haben eine Auswahl an hörenswerten E-Commerce Podcasts zusammengestellt, ihr Profil skizziert und für euch eingeordnet. 

Die Newcomer

Videopodcast von disrooptive

https://youtu.be/J1pH5ymT7ys

Gestartet mit der ersten Episode am 22. Januar 2019 erklärt Rupert Bodmeier die Prinzipien der Plattformökonomie und wie man an dieser Entwicklung partizipieren kann. Vielversprechendes "Erklär-Format", denn in der Kürze liegt die Würze.

Women in E-Commerce

In diesem relativ jungen Format stellt Ingrid Lommer inspirierende  Frauen aus der E-Commerce-Szene vor, die den Online-Handel vor und hinter den Kulissen prägen und mit ihrem unternehmerischen Spirit ein Vorbild sind. Gut konsumierbar mit ca. 20 Minuten Hörzeit  und ein Lichtblick in der männerdominierten E-Commerce-Podcast-Welt!

neuhandeln Podcast

Wer macht was im Online-Handel? Welche Themen gewinnen an Relevanz? Und welche Trends sind wirklich nachhaltig und verändern den Markt?  Stephan Randler, Herausgeber neuhandeln.de,  und E-Commerce-Coach Ralph Hesse wollen in ihrem blutjungen Format mit ihrem Handels-Know-how im Hintergrund glänzen und mehr Praxisbezug in den E-Commerce Dschungel bringen.

Die Dinosaurier

Exchanges von Exciting Commerce

Die Branchenanalysten Jochen Krisch und Marcel Weiß sind die Vorreiter des E-Commerce-Podcasts. Die erste Ausgabe von Exchanges veröffentlichten sie am 3. Oktober 2012. Heute versorgen die beiden wöchentlich ihre Hörerschaft mit Unternehmensanalysen, geben Einblicke in Wachstumsfelder, Handelsmärkte von morgen und diskutieren Innovationsthemen.

Kassenzone Podcast

Ende 2013 gestartet, gibt es schon über 200 Folgen der Kassenzone Podcast-Reihe. Alexander Graf diskutiert wöchentlich mit illustren Gästen aus Handel, Industrie und der Start-Up Szene ihre E-Commerce Strategien und Geschäftsmodelle. Der Blogger und Gründer gibt Analysen zu Zalando, Amazon & Co. Es sind Deep-Dives, die Themen werden ausführlich diskutiert – pro Podcast muss man sich etwa eine Stunde Zeit nehmen.

E-Commerce Crossover von digital kompakt

Zwar bespielen Alexander Graf, Joel Kaczmarek und Jochen Krisch die Branche bereits je mit eigenen Podcasts. Das hat das Trio jedoch nicht davon abgehalten, vor etwa einem Jahr noch ein gemeinsames Format ins Leben zu rufen. Im gemeinsamen Podcast werden Geschäftsmodelle analysiert, aktuelle Branchentrends diskutiert und Einordnungen zu zentralen Vorgängen innerhalb der Branche besprochen.

Die Entrepreneure

Cheftreff – Future Retail Podcast

K5-Host Sven Rittau spricht mit Machern und Innovatoren der digitalen Szene. Darin kommen vornehmlich die Protagonisten der jährlichen K5 zu Wort. Es geht um unternehmerische Gestaltungsoptionen im E-Commerce, persönliche Erkenntnisse und Knowhow-Transfer, Wachstumspotenziale sowie Investitions- und Anlagemöglichkeiten.

Commerce Corner

Inspiriert von „The Jason and Scot Show”, einem wöchentlichen Podcast über die E-Commerce-Branche der USA von Jason “Retailgeek” Goldberg und Channel Advisor Gründer Scot Wingo, lässt Dr. Armand Farsi  in seinem Podcast kluge und einflussreiche Unternehmer zu Wort kommen. Im Fokus: Tiefe Tauchgänge zu Schlüsselthemen der digitalen Szene.

Die Hemdsärmeligen

E-Commerce Vision

E-Commerce und Online-Experte Thomas Ottersbach greift praxisnah aktuelle Themen auf, die Online-Händler bewegt.  Nutzwertig mit Tipps und Tricks zu allen Facetten des Business – von Online-Marketing über Tools & Technik bis hin zu rechtlichen Themen.

ShoptechTalks vom ShoptechBlog

Dr. Roman Zenner lädt regelmäßig die CTOs der Branche ein. Er gibt einen Einblick in den „Maschinenraum“ bekannter Marken und Händler und diskutiert, wie sie sich technologisch aufstellen, um für die Anforderungen des Handelsgeschäfts gewappnet zu sein.

Amazon Dorf Talk von digitalkaufmann.de

„Digitalkaufmann“ Nils Seebach produziert Podcasts rund um Gründung, Aufbau, Umstrukturierung und Finanzierung digitaler Geschäftsmodelle. In einem Spezial-Set widmet er sich dem Thema Amazon und gibt im Dialog mit Christian Otto Kelm Tipps und Tricks für Vendoren und Seller zum Thema Marketing und allgemeinem Vertriebsfragen auf dem Marktplatz. Darüber hinaus gibt es ein weiteres Spezial-Set zum Thema Amazon Plattformen.

Die Generalisten

t3n – Das Update für digitale Pioniere

Im t3n Podcast sprechen die Chefredakteure Luca Caracciolo und Stephan Dörner in kompakten Episoden von 30 bis 45 Minuten Länge mit wechselnden Gästen über New-Work, E-Commerce, digitales Marketing, die Startup-Szene und die digitale Transformation in Wirtschaft und Gesellschaft.

OR – etailment-Podcast zum E-Commerce und Retail

Die Gastgeber Rene Hempe und Olaf Kolbrück diskutieren mit Fachleuten aus dem Handel, aus der Industrie und der Agenturwelt über Digital Commerce. Dabei blicken sie auch über den Tellerrand des Handels hinaus und fragen nach, wie sich Digital Business, Management, Job und das eigene Leben in den Zeiten der Digitalisierung wandeln.

Inspiration oder Gelaber?

Insbesondere in einer Fachbranche wie dem E-Commerce polarisieren Podcasts. Die einen empfinden es als Zeitverschwendung, einer Plauderei Gehör zu schenken, bei der sich ohnehin nur diejenigen Experten profilieren, die sowieso schon ständig im Rampenlicht stehen. Andere aber sehen darin eine gute Gelegenheit an Insights zu kommen, zu denen sie sonst nur durch zeit- und kostenintensive Besuche auf Konferenzen oder Seminaren Zugang erhalten hätten. Und was stimmt nun? Möge jede*r für sich abwägen, zu welcher Gruppe er oder sie sich zählt.

Auffällig ist, dass sich bisher fast ausschließlich Blogger und Redakteure, die ihr journalistisches Handwerk verstehen, an die Podcast-Produktion trauen. Lediglich Dr. Armand Farsi von der Digitalagentur Friends of C und Dr. Roman Zenner vom Plattformanbieter commercetools bilden hier die Ausnahme. Die beiden beweisen, dass auch ein Unternehmensumfeld genug Stories und Wissenspotenzial für die Podcastform bietet. Vielleicht eine Inspiration, es einfach mal auszuprobieren?

Anmerkung der Redaktion:  Diese Liste hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Aufgrund von Leserfeedback wurde die Liste am 26.2.2019 um den Newcomer-Podcast neuhandeln und dem Amazon Dorf Talk von digitalkaufmann ergänzt.


Online Marketing Rockstar Philipp Westermeyer

Digital-Rockstar Philipp Westermeyer:
„Der tatsächliche Wert der OMR sind meine Kollegen.“

Philipp Westermeyer, eine Ikone der Digitalbranche. Mit nur 39 Jahren ist der Gründer der Online Marketing Rockstars (OMR) einer der erfolgreichsten deutschen Internetunternehmer. Bei meinem Besuch in seinem Büro im Hamburger Schanzenviertel bekomme ich als erstes eine Führung durch die heiligen Hallen vom „Chef“ persönlich. Danach das Interview in einem loungigen Besprechungszimmer. Plötzlich huscht OMR-Kollege Rikkert mit einer Kamera rein: Foto-Shooting für die tägliche OMR Instagram Story. Er dokumentiert alles, was inhouse passiert und postet es auf Instagram. Ich lasse mich gerne über den neuesten Kult der Social Networks evangelisieren. „Instagram ist die aktuelle Welle“, erklärt mir Philipp in einem Nebensatz. Da müsse man leider doch dabei sein. Und was ist seine ganz persönliche Story? Ein Porträt über einen leidenschaftlichen Medienmacher.

Es ist schon immer Philipp Westermeyers Wunsch, in die Medienwelt einzusteigen. Die Erfolgsgeschichten der privaten Medienunternehmen wie der RTL Group oder der Kirchgruppe in den 90er Jahren faszinieren ihn. Er träumt von einem Job als Sportjournalist. Ein bisschen naiv, wie er heute schmunzelnd zugibt. Als Schüler jobbt er in seiner Heimatstadt Essen u.a. bei der WAZ im Lokalsport und bei Radio Essen und saugt die Funktionsweise von Medienunternehmen in seine DNA ein. Die bleibende Erkenntnis: Für ihn erstrebenswert ist vielleicht doch eher ein Job als Produzent oder als Medienmanager. Denn in dieser Position ist man vordergründig zumindest weniger abhängig.

Ein Synonym: Philipp Westermeyer und die OMR

Steile Karriere als Internetunternehmer

Nach dem Studium schafft er den Einstieg als Vorstandsassistent bei Bertelsmann. Kurze Zeit später wird er Investment Manager von Gruner + Jahr New Media Ventures. Eine gute Position, um hautnah mitzubekommen, was in der Medienbranche gerade los ist. Die Goldgräberstimmung rund um die aufsteigenden Social Web Communities ist gigantisch. Er erlebt, wie damals StudiVZ bei den Verlagen zur Übernahme feilgeboten wird, der Deal am Ende an die Holtzbrinck Gruppe geht und die Gründer sehr viel Geld bekommen. Daraufhin sucht er sein eigenes Gründungsthema und wird zunächst mit SEO-Seiten, später mit Technologien für Online-Advertising fündig.

Einige selbst getextete und für Google konzipierte SEO-Seiten später gründet er zusammen mit Tobias Schlottke und Christian Müller den Restplatzvermarkter adyard und verkauft ihn nach nur eineinhalb Jahren an die Bertelsmann-Tochter Ligatus. Wenig später starten die Drei die auf Display-Advertising und Real-Time Bidding spezialisierte Firma metrigo. Er verkauft die Gesellschaft an die Axel Springer-Tochter Zanox. Doch der Deal wird aufgrund von Differenzen um die Ausrichtung rückabgewickelt und geht an die Gründer zurück. Er startet einen zweiten Versuch und findet mit Zalando erneut einen Abnehmer.

Die Technologie Black-Box

Philipp blickt auf diese Zeit mit gemischten Gefühlen zurück. Obwohl er seine gegründeten Firmen erfolgreich auf die Straße bringt  und gut veräußern kann, empfindet er in dieser Phase ein gewisses Unwohlsein. Was ihn bei den Werbetechnologie-Firmen stört, ist, dass er selbst die Software nicht beherrscht und bei Entscheidungen über die Machbarkeit und Umsetzung von den Einschätzungen der Entwickler abhängig ist. „Es war wie eine Black-Box. Ich wollte Dinge bewegen und musste mir von den Softwareentwicklern sagen lassen, dass es nicht geht. Kein gutes Gefühl, sich so von anderen abhängig zu machen. Mich ständig absichern und mich auf die Einschätzung anderer verlassen zu müssen, das ist eigentlich so gar nicht mein Ding.“

Das mit OMR ist eine ganz andere Sache. Seine Leidenschaft zu Medien lässt in Philipp eine Idee heranreifen. 2011 debütiert OMR im klassischen Konferenzformat mit 200 Teilnehmern, acht Jahre später ist es ein internationales Festival mit 50.000 Teilnehmern und eine Organisation, die übers ganze Jahr eine treue, stets wachsende Community über den Blog, Podcasts, Reports und einer Jobbörse mit Content versorgt.

Der Weg dahin ist mit einigen „Geburtsstrapazen“ verbunden, wie er selbst zugibt. Philipp brennt für die OMR. „Bei der OMR könnte ich theoretisch jederzeit jede Aufgabe selbst übernehmen. Natürlich steckt mein Team viel tiefer im Detail und die machen einen ausgezeichneten Job. Aber ich weiß was Sache ist – bei jedem einzelnen!“ Bei anstehenden Entscheidungen kann er einschätzen, was geht und was nicht geht.

Primus inter pares

Das macht ihm die Rolle als Leitfigur einfacher und das spiegelt sich auch in seinem Führungsstil wieder. Er ist der Primus inter Pares, der Erste unter Gleichgesinnten, der das Team demokratisch führt. „Hier arbeiten meine Freunde, wir sind ein Team, ein Netzwerk. Nur weil ich Gründer und Unternehmer bin, habe ich keine andere Stellung als die anderen. Natürlich versuche ich, dem Team einen Rahmen zu geben und tue dafür mein Bestes.“ Er schätzt das als Privileg, das merkt man ihm an, auch wenn man ihm zum ersten Mal begegnet. Seine Einstellung prägt nachhaltig die Unternehmenskultur. Von seinen Mitarbeitern wird er freundschaftlich, respektvoll „Der Chef“ genannt. In der Unternehmensgeschichte gibt es bisher nur drei Kündigungen, darauf ist er sehr stolz.

Wertschätzung ist für ihn ein wichtiges Element. 75 Mitarbeiter stecken jeden Tag ihre Inspiration und ihr Engagement in die Marke OMR. „Der eigentliche Wert der OMR sind meine Kollegen.“ Auf die Frage, ob es schwierig sei, gute und passende Leute zu finden, antwortet er gelassen. „Es ist vergleichbar mit der Parkplatzsuche in Elmsbüttel (Hamburger Stadtteil, Anmerkung der Redaktion). Man findet vielleicht nicht auf Anhieb einen, schon gar nicht vor der Haustür. Aber dreht man ein paar Runden um den Block, wird einer frei. Man muss Geduld haben und sich die Zeit nehmen.“

Die Brand OMR oder Personality Westermeyer?

Sich selbst sieht Philipp mehr als Medienmacher, weniger als ein Digitalmacher – wobei das für ihn heute nicht mehr trennbar ist. Er weiß, dass ohne seine Person das Brand Building nie so gut funktioniert hätte. „Immer schon waren erfolgreiche Medienmarken stark von Personen abhängig. Ich denke da an Rudolf Augstein und Der Spiegel. Oder Thomas Gottschalk und Wetten Dass?. Oder international Henry Blodget, der für Business Insider steht.“ Er empfindet das als Stärke und Schwäche gleichzeitig.

Medienmacher, die stark personifiziert nach außen auftreten, haben einen klaren Vorteil. Sie können authentisch kommunizieren. Es ist das Phänomen des persönlichen Kontakts mit der Zielgruppe, eine Art partnerschaftlichen Auseinandersetzung. „Parasoziale Beziehung nennt man das – das habe ich im Studium gelernt“, fügt er mit einem Grinsen hinzu.

Magazinmacher in Teilzeit: Barbara Schöneberger, Guido Maria Kretschmer, Joko Winterscheidt und Jérôme Boateng. Ab Mai auch Philipp Westermeyer! (Foto: Collage: SZ/dpa(3), Getty)

Sein neuestes Projekt zahlt genau darauf ein. In Kooperation mit dem Hamburger Abendblatt wird im Mai das Personality-Magazin „Philipp“ aufgelegt. Es war die Idee des Abendblatt-Chefredakteurs Lars Haider, der ihm den Vorschlag für das Print-Pilotprojekt unterbreitet. Das Magazin soll einen ganz klaren, regionalen Fokus haben und die ganze Region Hamburg für die Themen des OMR Festivals begeistern. „Für mich persönlich hat das ehrlich gesagt eine kleine Portion an Selbstironie. Ich weiß genau, dass ich nicht prominent bin wie eine Barbara Schöneberger oder ein Jerome Boateng, die als Testimonials und journalistische Blattmacher den Verlagen zu neuen Reichweitenrekorden verhelfen sollen. Ich bin eher der Nischentyp.“

Redaktionell hat Philipp einen klaren Plan für das Magazin, das pünktlich zur Eröffnung des OMR Festivals am 7. Mai an den Hamburger Kiosken erhältlich sein wird. Dazu gehören zum Beispiel Porträts von hidden digital Champions oder eine persönliche Reportage über erfolgreiche deutsche Rapper, die Instagram-Phänomene sind.

Es ist ihm durchaus bewusst, dass es auch ein unternehmerisches Risiko birgt, die Marke OMR auf seine Person auszurichten. Daher hat er in den letzten Jahren immer darauf geachtet, dass auch sein Team mehr und mehr in der Öffentlichkeit steht. So ist das Redaktionsteam rund um Roland Eisenbrand für fast alle Inhalte  der OMR verantwortlich und werden sichtbarer. Auch OMR-Podcast-Chef und Ex-Basketball-Profi Vincent Kittmann rückt immer öfter für Interviews ins Rampenlicht.

Begeisterung für Podcasts

Medienkonsum wird sich seiner Meinung nach weiter dramatisch verändern. Organische Reichweite zu bekommen, wird immer schwieriger. Um Zielgruppen zu erreichen, muss man neue Formate testen, testen, testen. So macht er es selbst auch gerade mit Instagram. Philipp weiß, wovon er spricht. Vor vier Jahren ist er einer der First Mover in der Produktion und Vermarktung von Podcasts. Der OMR-Podcast zieht heute wöchentlich 40.000 Hörer in den Bann. Auch für externe Partner vermarktet die OMR Podcasts, zu den größten Projekten zählt der Podcast awfnr mit Joko Winterscheid und Paul Ripke.

„Wir haben das Podcast-Format frühzeitig für tolle Storys genutzt, das wissen unsere Nutzer zu schätzen.“ Mit Podcasts kann man einfach ganz nebenbei Content konsumieren. Menschen nutzen heutzutage ihre Zeitfenster ganz anders als sie es früher getan haben. Radio on-demand macht es möglich. Zu jeder Zeit an jedem Ort das hören, was man möchte und was einen interessiert.

Das Podcast-Geschäft professionalisiert sich zunehmend. Kein Wunder, das Vermarktungspotenzial ist enorm, die Content-Qualität nimmt stetig zu. Viele Publisher springen auf die Podcast-Welle auf. Jüngstes Beispiel dafür ist Ex-Handelsblatt-Herausgeber Gabor Steingart mit seinem Morning Briefing Podcast, in dem er täglich illustre Gäste aus Politik und Wirtschaft zum Weltgeschehen zu Wort kommen lässt.

"Dinner Berlin" - die Gäste: Philipp Westermeyer, Lea Lange, Cem Özdemir, Annegret Kramp-Karrenbauer, Alex Karp, Sonja Jost und Mathias Döpfner (v.l.) (Fotos: Hannes Holtermann)

Die politische Dimension des Digitalen

Auch Philipp lässt nichts anbrennen. Er startet im Januar zusammen mit Axel Springer Vorstandsvorsitzenden Mathias Döpfner den digitalen Polit-Podcast „Berlin Dinner“. Bei einem gemeinsamen Abendessen talken die beiden mit profilierten Vertretern der Digitalökonomie, Gründern und Politikern. Die Reihe soll zu unterschiedlichen Themenschwerpunkten in loser Folge ohne feste Termine stattfinden. Die Dinner Diskussion wird jeweils als Podcast und mit Videoausschnitten über digitale Kanäle und soziale Netzwerke verbreitet. Im Auftakt-Podcast diskutieren Gäste wie CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer und Grünen-Politiker Cem Özdemir über die Fragen der digitalen Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands im Vergleich zu China und den USA.

Philipp sieht sich dabei in einer gewissen Verantwortung als Medienmacher. „Im Digital- und Medienbusiness kommt man nicht mehr drum herum, auch politisch zu denken und mit zu gestalten. Allein die Fragen, die sich hinsichtlich Datenschutz und Plattformökonomie politisch stellen, darauf muss man eingehen.“

Vision und Persönliches

Ebenso sieht er seine Mission, den Mittelstand jenseits der Metropolen Berlin, Hamburg und München mit den digitalen Themen abzuholen. Er will für klassische Industrieunternehmen eine Plattform für Know-how im digitalen Business und für Weiterbildung schaffen.

Auch über Internationalisierungspläne denkt er nach. Zwei Mal wird er bereits aus dem asiatischen Raum auf eine Expansion angesprochen. „Das würde aber für mich bedeuten, viel Zeit in Asien zu verbringen. Das kann und will ich in meiner aktuellen Lebenssituation mit meiner Familie nicht. Das ist entschieden.“ Für ihn gibt es aber immer einen Weg. Er bringt einfach die Digital Leader*innen aus aller Welt auf das Festival nach Hamburg.

Interview mit OMR-Chef Philipp Westermeyer
changelog.blog Autorin Vera Vaubel im Interview mit OMR-Gründer Philipp Westermeyer in Hamburg

Weiterführende Links

OMR Festival

Dinner Berlin Podcast